Am Anfang ....
Am Anfang war das Wort - doch ohne Anfang, ohne Ende
ist unser Sein.
Wo also beginnen - wo enden ?
Ein ewig Fließen. Werden, Reifen und Vergehen
sind wir - immer anders, immer neu.
Was soll uns das Wort ?
Was ist Gedanke uns ?
Ein ständiges Bemühen, Mühen, Streben,
kein Fühlen, Wollen, Sehnen,
ein Halten und ein Fassen kein Lassen!
Ist doch Denken nur ein Teil unseres Seins.
Anders, ganz anders ist es in der Musik !
Hier ist Fühlen, Wollen, Sehnen!
Geist statt Vernunft, Ton, Laut und Akkord - Melodie!
Lebensmelodie klingt schon in uns,
ehe wir geboren, ehe wir auf Erden sind.
Wir bringen sie in unser Erdenleben,
lassen sie klingen, solange wir leben
bis wir eingehen in das Reich der Töne,
um zu Laut, Ton und Akkord,
zu Fuge und Klang zu werden.
Teil des Ganzen und doch einzigartig
in unserem Sein.
Doch am Anfang war das Wort,
in Steintafeln gemeißelt,
mit Lettern gedruckt,
auf Rollen und Blättern verbreitet,
gültig für immer.
BEGEGNUNG
In einer Vollmondnacht
erklang ein Lied von dir und mir;
wir begegneten einander
D u und I c h.
Es war das Lied zweier Wellen,
die aufeinander trafen,
aneinander schlagend
sich wieder entfernten,
um einander wieder zu begegnen.
Im Ineinanderfließen war Halten
und Lassen zugleich.
Zwei Wellen ?
Zwei Welten sind es,
die einander begegneten.
Es erklang das Lied zweier Wesen,
die - von einem Lichtkegel erfasst
und verzaubert -
vom großen Atem des Seins
berührt wurden.
Ganz zart tönte diese Melodie;
Lebensmelodie
und ganz behutsam
wurde eine Schleuse geöffnet,
alles verheißend.
In dieser Vollmondnacht
nur ein Stern - Jupiter.
Träumend gingen wir,
Hand in Hand,
über die Milchstraße.
Wir streiften an Muscheln
fernab vom Meer.
An Gebirgszügen vorbei
überschritten wir Zeit und Raum,
zur neuen Erde,
dem neuen Himmel
trat die Vergangenheit.
Unser Blick sank in die unendliche Folge
der Zeit –
Jahrmillionen -wie in unendliche Fernen
des Raumes, selbst zum Raum werdend.
Ein Äonentag, da die Erde
wie ein glühender Tropfen
von der Sonne gefallen ist.
Ein einziges Verwandeln schien unser Sein.
Und mehr noch - viel mehr!
Und um uns her ertönte Musik.
Der Weltenraum öffnete sich,
uns aufzunehmen,
teilhaben zu lassen.
Wie eine geheimnisvolle Rune
erschien Cassiopeia,
das Quadrat des Pegasus - Andromeda.
Wir träumten in die Nacht hinein,
der Mond höher steigend
tauchte alles in ein Silberlicht,
bis wir - immer tiefer
in die Nacht sanken,
träumend noch immer,
einander im Wesen erkannten.
Da alle Bilder sich auflösten
in weitere phantasierende Gedanken
lauschten wir der Stimme
der Unendlichkeit -
in dieser Vollmondnacht.
Im Licht sommersonnengoldener Tage
im erstarrten Licht alter Tage - Einsamkeit;
Sehnsucht nach etwas, das uns nie geschehen..
Abgenützt die Farben und Formen
in ein Nichts übergehend.
Was ist Ewigkeit, was Unsterblichkeit ?
Sollen wir uns wirklich wünschen
sie zu erlangen ?
Aus allem Wissen der Menschheit,
das wir in uns tragen nichts gelernt.
Immer wieder Anbeten von Götzen
statt den Göttern zu dienen;
immer wieder die gleichen Spiele,
die zu keiner Erfüllung führen;
immer wieder Kampf ohne Sieg,
immer wieder Wunsch ohne Erfüllung.
Denn wir haben nichts gelernt.
Immer wieder versuchen Geheimnisse
der Erde, die wir durchforschen,
zu ergründen – denn
in allem webt Geheimnis
auf dem Grunde der Luft, die wir atmen,
im Wasser, der Erde, im Wind,
in unserem Wesen,
auf dem Grunde allen Seins.
Für ganz kurze Zeit
Alte Szenen eines Lebens
wieder durchleben
neue erfinden
in Bewegung sein
nicht ängstigen
lassen
noch quälen
von dem
was noch nicht ist
Einfach
nur schreiben
stärkende Worte
zu schützen
zu wärmen
zu erfreuen
für ganz kurze Zeit
Worte
Jeder Tag
Ein geschenkter Traum
Ein Gedicht
Das vom Himmel schwebt
Worte
Die aufblitzen
Um
Über den Sonnenrand
Zu flattern
In die Accademia gehen
In Gentile Bellinis Welt sein
Den Farben sich hingeben
Eintauchen in bewegendes Grün
In Gelbtöne, Rot und Blau,
Schwarz und Gold.
Hören das Rascheln von Seide
Gestalten tauchen auf
Engel, Maria und Josef
Jesus mit dem Heiligenschein
Flöten, Mandolinen und Harfe
Hören, die Auferstehung
Das letzte Abendmahl.
In die Accademia gehen
In Gentile Bellinis Welt sein …